13.12.2023 · THG-Quote
Von Melissa Hiltl
Seit 2021 können Halter von 100 % elektrisch betriebenen Fahrzeugen ihre Emissionseinsparungen über die THG-Quote geltend machen. Nachdem die jährliche Prämie zunächst einen deutlichen finanziellen Anreiz - mit Fixprämien von 410 Euro für die THG-Prämie 2022 - darstellte, sank die Quote zuletzt ab. Woran liegt das?
Im nachfolgenden Beitrag beleuchten wir, warum die THG-Prämie absank und wie sich das auf die Auszahlung der Prämie in 2024 auswirkt.
Die Treibhausgasminderungsquote (kurz: THG-Quote) wurde als Vehikel für die Verkehrswende eingeführt. Die THQ-Quote ist staatlich festgelegt und muss von sogenannten quotenverpflichteten Unternehmen wie Mineralölunternehmen eingehalten werden.
Diese quotenverpflichteten Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass der von ihnen in Verkehr gebrachte Treibstoff von Jahr für Jahr weniger CO₂ ausstößt.
Hierfür ist ein Minderungspfad gesetzlich verankert, der die jährlich vorgeschriebene CO₂-Minderung im Vergleich zum Referenzjahr definiert.
Die einzusparende Quote ist als Ausgleich für Treibhausgasemissionen zu entrichten, welche durch die Herstellung und den Vertrieb von u. a. Mineralöl entstehen. Zur Erreichung der THG-Minderungsquote haben Mineralölunternehmen verschiedene sogenannte Erfüllungsoptionen.
Ein Weg, diese Minderungsquote über die THG-Quote zu erfüllen, ist die Nachfrage in E-Mobilität.
Andererseits können diese Unternehmen als Erfüllung auch Biokraftstoffe in den Diesel beimischen, um die Belastung durch fossile Rohstoffe zu senken oder selbst erneuerbare Energien wie Windkraft und Solarenergie ausbauen und öffentliche Ladesäulen installieren. Damit fördert die THG-Quote direkt die E-Mobilität und sorgt für einen positiven Geldfluss „von alt nach neu“.
Sollte die dafür festgelegte Quote am Ende des Kalenderjahres vom quotenverpflichteten Unternehmen nicht erfüllt worden sein, muss eine Pönale (Strafzahlung) an den Staat entrichtet werden.
Bei der Erfüllungsoption E-Mobilität „erwerben“ verpflichtete Unternehmen die Emissionseinsparungen von anderen E-Fahrzeugen und Ladestationen als Quoten über den sogenannten „THG-Quotenhandel“. Zur Abwicklung dieses Handels gibt es THG-Quoten-Anbieter wie carbonify, welche das Bindeglied zwischen quotenverpflichteten Unternehmen und begünstigten E-Mobilisten darstellen. Wir als Anbieter bieten außerdem vollumfängliches Wissen über den Markt.
Denn da vollelektrisch betriebene Fahrzeuge keine Treibhausgase ausstoßen, können sich die registrierten Halter von E-Fahrzeugen sowie Flottenbetreiber finanzielle Vorteile für die Emissionseinsparungen sichern, indem sie die THG-Quote beantragen.
Neben Haltern eines E-Fahrzeugs von quotenberechtigen Fahrzeugklassen können Betreiber von öffentlichen Ladepunkten die THG-Prämie über Anbieter wie carbonify beantragen. Berechnet wird die THG-Quote per Berechnungsschlüssel vom Umweltbundesamt (UBA).
Im Jahr 2023 ist die THG-Prämie deutlich gesunken und eine größere Erholung des Marktes ist vorerst nicht anzunehmen.
Zunächst wichtig: Die THG-Prämie sinkt nicht, weil mehr E-Fahrzeuge zugelassen werden. Isoliert herrscht zwar mehr Angebot bei gleichbleibender Nachfrage, aber die gestiegenen Zulassungszahlen werden durch den Minderungspfad stark relativiert.
Neben einer allgemeinen Resignation der Wirtschaft sank die THG-Quote maßgeblich wegen folgenden Faktoren:
Als Berechnungsschlüssel der THG-Quote für das Umweltbundesamt (UBA) gilt der Strommix in Deutschland von vor 2 Jahren. Denn am Anfang eines neuen Jahres (zum Beispiel 2024) liegt noch keine endgültige Auswertung des Strommix’ von 2023 vor. Daher werden für 2024 die Zahlen von 2022 hinzugezogen.
Als Beispiel: Das Jahr 2022 bezieht sich beim THG-Quotenhandel zur Berechnung auf das Jahr 2020. 2020 war relativ windreich und wegen der Corona-Pandemie standen Betriebe und Industrie teilweise vollkommen still. Daher war der Schadstoffausstoß deutlich gesunken.
Durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien und einen niedrigen Ausstoß war der Berechnungsschlüssel vorteilhaft und somit ein wichtiger Faktor für hohe THG-Prämien in 2022.
Die Anpassung des Emissionsfaktors durch das UBA ist einer der Hauptfaktoren für die gesunkene THG-Prämie. Der Berechnungsschlüssel für 2024 bezieht sich auf das Jahr 2022. Dieser fällt deutlich niedriger aus, weil sich das Jahr durch einen schlechten Strommix mit einer vergleichsweisen Zunahme an fossilen Brennstoffen auszeichnet.
Als Grund hierfür kommt hinzu, dass die aktuelle Zielvorgabe von Emissionseinsparungen für Mineralölunternehmen an Einsparungen noch zu einfach zu erreichen ist. Dadurch müssen sie nicht so viele Quoten aus dem THG-Handel beziehen.
Es bräuchte also deutlich mehr Druck auf die Mineralölunternehmen über engere Quoten-Zielvorgaben. Wenn diese Unternehmen weniger Spielraum haben, müssen sie mehr Anstrengungen unternehmen, auf erneuerbare Energien umzustellen oder THG-Quoten einkaufen. Das würde nicht nur für mehr Druck auf Einsparungen sorgen, sondern auch eine höhere Prämie hervorrufen und somit mehr Anreiz für E-Mobilität schaffen.
Seitens der deutschen Regierung gab es Anfang des Jahres 2023 eine regulatorische Lücke in der Anrechnung von falsch zertifizierten Biokraftstoffen (dazu mehr im nachfolgenden Punkt).
Die Erfüllungsoption über Biokraftstoffe gilt als „fortschrittlicher Biokraftstoff“, weshalb dieser besonders gefördert werden soll und doppelt über die THG-Quote als Einsparung verrechnet werden kann.
Die regulatorische Lücke wirkt sich auf die Quotenverpflichtung der Mineralölunternehmen aus und führt zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach THG-Quoten aus der Elektromobilität.
Denn die Erfüllungsoption durch Biokraftstoffe ist für quotenverpflichtete Unternehmen deutlich interessanter geworden, als THG-Quoten aus der E-Mobilität zu kaufen.
Die Nachfrage an der Erfüllungsoption der E-Mobilität sank und das drückt die Preise!
Ein weiterer Hauptgrund für die niedrige THG-Prämie in 2024 ist die Einfuhr von frischen Fetten für Biokraftstoffe aus Asien, die fälschlicherweise als „Altspeisefett“ bezeichnet wurden.
Jeder Dieselfahrer in Deutschland tankt einen Teil Biodiesel mit. Denn Biokraftstoff wird als Erfüllungsoption von Mineralölunternehmen bis zu sieben Prozent beigemischt, um die gesetzlich vorgeschriebene THG-Minderungsquote zu erfüllen.
Bis Ende 2022 wurde Biodiesel teilweise auf Basis von frischen Rohstoffen wie Palmöl, Raps, Weizen oder Mais hergestellt und in die EU importiert. Doch das gefährdet die Ernährungssicherheit und ist schlecht für die Klimabilanz. Deswegen ist Biosprit aus Frischöl seit 2023 in der EU verboten. Seitdem darf nur noch abgeschiedenes Fett, das in Großküchen, Ölmühlen oder der Produktion von Seife anfällt, sogenanntes „Brown Grease“, verwendet werden.
Solange der Kraftstoff aus alten Rohstoffen und Abfällen wie Altspeisefett hergestellt ist, dient die Wiederverwendung der Kreislaufwirtschaft.
Nun verdichtet sich die Annahme, dass frisches Palmöl aus China unter dem Label „Altspeisefett“ in die EU für Biokraftstoffe importiert wurde. Deklariert sind diese Importe offenbar als Biodiesel aus „Brown Grease“. Für Mineralölunternehmen ist dieses recycelte Öl besonders attraktiv, weil es über die THG-Quote doppelt als Reduktion angerechnet werden kann.
In den nächsten Monaten will die EU-Kommission mit einer Datenbank zur Nachverfolgbarkeit von Rohstoffen und Biokraftstoffen beginnen. Das soll die Transparenz erhöhen und helfen zu überprüfen, ob Kriterien für die Nachhaltigkeit und Treibreihaugaseinsparungen entsprechend der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) eingehalten sind.
Die Leidtragenden des „Brown Grease“-Schwindels sind vor allem die Endverbraucher. Durch die doppelte Anrechnung müssen Mineralölunternehmen weniger Quoten aus dem THG-Handel anderer Anbieter einkaufen. Das verzerrt die Emissionseinsparungen und bremst durch eingebrochene Preise für THG-Quotenzertifikate die Energiewende.
Die Frist für die Beantragung der THG-Prämie 2022 endete am 28.02.2023. Im Laufe des Jahres hat der Gesetzgeber die Antragsfrist für das Jahr 2023 jedoch auf den 15.11.2023 vorgezogen, was bei quotenverpflichteten Unternehmen Verunsicherung auslöste.
Als letzten relevanten Faktor ist zu nennen, dass der Gesetzgeber Mitte des Jahres 2023 eine Genehmigung für den innereuropäischen Import von Biomethan genehmigte. Das verschafft quotenverpflichteten Unternehmen eine zusätzliche günstige Erfüllungsmöglichkeit zur Treibhausgasminderung und senkt das Interesse, in die Erfüllungsoption der E-Mobilität zu investieren.
Der Marktpreis der THG-Quote ist über das Jahr 2023 stetig gesunken und befindet sich aktuell bei rund 100 Euro vor Abzug von Bearbeitungsgebühren. Da die THG-Prämie keine staatliche Förderung mit einem fixen Wert ist, wie es zum Beispiel der Umweltbonus beim Elektroautokauf war, unterliegt sie teils großen Preisschwankungen.
Im Jahr 2024 können Prämienauszahlungen von mehreren hundert Euro, wie sie in den letzten Jahren üblich waren, aufgrund der oben beschriebenen Marktpreisentwicklungen nicht aufrechterhalten werden. Nicht nur carbonify betrifft das, sondern auch andere verschiedene THG-Anbieter.
Gleichzeitig ist carbonify stolz darauf, trotz eines fallenden Preisniveaus der THG-Quote in 2023, allen Kunden eine Prämie ausgezahlt zu haben, die weit über dem aktuellen Handelswert lag. Auch in 2024 wird carbonify durch eine nachhaltige Handelsstrategie, sein hohes Volumen an gehandelten Quoten und einer guten internen Kostenstruktur auf Basis neuster Technologien in der Abwicklung wieder überdurchschnittliche Erlöse erzielen und den Löwenanteil als Auszahlung der THG-Prämie an die Kunden weitergeben.
Besonders in diesem herausfordernden Marktumfeld ist es wichtig, einen erfahrenen Partner an seiner Seite zu haben. Wir freuen uns darauf, auch im Jahr 2024 das bestmögliche Ergebnis für unsere Kundschaft zu erzielen.
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Was versteht man unter dem THG-Quotenhandel?
Der THG-Quotenhandel liegt der THG-Quote zugrunde. Unternehmen, wie Mineralölkonzerne, die fossile Kraftstoffe, (z. B. Diesel oder Benzin) in Umlauf bringen und so maßgeblich zum CO2-Ausstoß beitragen, werden durch die THG-Quote dazu verpflichtet, ihre Emissionen jedes Jahr um einen festgesetzten Prozentsatz zu reduzieren.
Im Jahr 2030 soll dieser Satz bei 25 % liegen. Bei Nichteinhaltung der Quote wird eine Strafzahlung (Pönale) für jede nicht eingesparte Tonne CO2 fällig. Die Pönale ist wesentlich teurer: Aktuell liegt sie bei 600 € pro Tonne ausgestoßenem CO2.
Die THG-Quoten von Dritten wie z. B. E-Mobilisten aufzukaufen, wenn quotenverpflichtete Unternehmen ihre THG-Quote nicht durch andere Maßnahmen, wie z. B. das Beimischen von Ökokraftstoffen erfüllen können, bildet die Nachfrage im THG-Quotenhandel.
Auf welcher Gesetzesgrundlage werden die Zertifikate der THG-Quote ausgegeben?
Die THG-Quote ist durch das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) und die 38. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV Nr. 38) geregelt. Gemäß der 38. Bundes-Emissionsschutzverordnung ist das Umweltbundesamt für die Prüfung der in Verkehr gebrachten Kraftstoffe zuständig und zertifiziert die von carbonify eingereichten THG-Quotenanträge.
Seit Ende Juli 2023 sind Neuerungen in der 38. Bundes-Emissionsschutzverordnung in Kraft getreten.
An wen wird die THG-Quote verkauft?
Hauptsächlich sind es Mineralölkonzerne, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihre Treibhausgasemissionen im Rahmen der THG-Quote jedes Jahr um einen festgelegten Prozentsatz zu mindern.
Halten die quotenverpflichteten Unternehmen sich nicht an Ihre Quote, wird eine Strafzahlung für jede nicht eingesparte Tonne CO2 in Höhe von 600 € pro Tonne CO2 fällig.
Ein Quotenverpflichteter hat unterschiedliche Erfüllungsoptionen, um die Anforderungen der THG-Quotenerfüllung zu bewerkstelligen. Insbesondere ist es der Verkauf von Biokraftstoffen, wie z. B. E10 oder E5 an der Tankstelle.
Da die THG-Minderungsquote in den vergangenen Jahren jedoch bedeutend gestiegen ist und bis 2030 auf 25 % steigen wird, schaffen Mineralölkonzerne es nicht allein durch den Verkauf von Biokraftstoffen die Anforderungen zu erfüllen, sodass Strafzahlungen drohen. Deswegen werden THG-Quotenmengen durch öffentliche Ladeinfrastruktur generiert oder die eingesparten CO2-Emissionen von Privatpersonen oder Unternehmen gekauft.
Wer kann die THG-Quote beantragen?
Die THG-Quote kann von allen Haltern von E-Autos, sowie von Ladeinfrastrukturbetreibern beantragt werden. Dabei ist es egal, ob es sich hierbei um private E-Auto-Besitzer, E-Flottenbetreibern in Unternehmen oder Eigentümer von öffentlicher Ladeinfrastruktur handelt. Allerdings gibt es bei den Fahrzeugen eine Unterscheidung: Es müssen quotenberechtigte Fahrzeuge sein.
Für welchen Zeitraum kann die THG-Quote von E-Mobilisten und Ladeinfrastrukturbetreibern beantragt werden?
Die THG-Quote kann einmal pro Kalenderjahr beim Umweltbundesamt beantragt werden. Gesetzlich ist das Instrument bis 2030 vorgesehen.
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Vanessa
Kundenberaterin
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